Im Wohnzimmer erzählt mir Sandra, wo alles angefangen hatte. „Ich war schon immer draußen unterwegs. Wandern, Skifahren und die Freude an der Natur begleiten uns von klein auf.” Der Sportunterricht fiel ihr immer leicht und als Jugendliche spielte sie dann auch im Frauenfußball-Club C.F Südtirol. Die Einschreibung ans Universitäts-Sportinstitut Innsbruck lag dann eigentlich auf der Hand, obwohl sie für die Aufnahmeprüfung erstmal ordentlich schwimmen lernen musste. Dies war für sie als sportliches Naturtalent aber keine große Herausforderung.
Ihre Karriere im Leistungssport begann dann eher zufällig während eines Sommers in Apulien, wo sie als Schwimmlehrerin arbeitete. Dort fragte sie ein Triathlet spontan, ob sie bei einem Triathlon mitmachen wolle – und ohne lange zu überlegen, stimmte sie zu. Ihr erster Wettkampf in Apulien war der Beginn einer Reise, auf der sie sich bis heute mit großem Vergnügen befindet.
„Mein Partner ist auch mein Trainer“, erklärt sie. „Diese Kombination aus persönlicher und professioneller Beziehung funktioniert erstaunlich gut.” Sie erzählt mir von dem Vertrauen, das sie in Roberto Crisi setzt, und von der klaren Kommunikation, die sie gemeinsam entwickelten – sowohl im Sport als auch privat. Sandra findet in dieser Verbindung die nötige Unterstützung, um den intensiven Sport parallel zu ihrem Beruf zu leben. Sie nützt sie die unterrichtsfreie Zeit beispielsweise fürs Training und für die Rennen.
Natürlich wollte ich auch wissen, wie es sich anfühlt, als Frau in einem von Männern dominierten Sport zu bestehen. Sandra überraschte mich wieder mit ihrer Gelassenheit: „Wir fahren exakt dieselben Strecken wie die männlichen Kollegen“, sagte sie. Es dauere bei den Frauen oft länger, aber für sie liege die Herausforderung mehr im mentalen Durchhalten. Aufhören war für sie jedoch nie eine Option. „Es macht mir einfach zu viel Spaß“.
Zum Abschluss unseres Gesprächs frage ich Sandra nach ihren Plänen für die kommende Saison: Die Teilnahme am HERO Dolomites und an der XTerra Weltmeisterschaft ist bereits beschlossene Sache. Künftig wird sie sich mehr aufs Mountainbike konzentrieren. In dieser Disziplin möchte sie rausfinden, wie weit sie noch kommen wird – ohne dabei den Spaß zu verlieren.
Und genau das ist das Stichwort, das mir nach diesem Gespräch noch länger im Kopf bleibt: Wir können große Dinge erreichen, ohne dabei den Druck zu spüren, ständig an die Spitze zu müssen. Ein beruhigender und zugleich inspirierender Gedanke.